Das Angebot „Auf die leichte Tour“ richtet sich unter anderem an Menschen mit Lernschwierigkeiten und an alle, die Wissen leicht verständlich aufbereitet haben möchten.
Natürlich hat ein Schiffshebewerk immer Saison, solange kein Eisgang ist oder Schiffe quer liegen. Aber die besonderen Besucherführungen in leichter Sprache werden vor allem in den wärmeren Jahreszeiten nachgefragt. Die Gästebegleiter*innen sind Beschäftigte der Recklinghäuser Werkstätten und arbeiten sonst in der Druckerei, Haustechnik oder in den inklusiven Cafés.
In den letzten Wochen haben die Hebewerk-Spezialisten ihr Wissen nochmal aufgefrischt und neue Stationen und Informationen in den Rundgang aufgenommen. Die Gäste können kommen - die Schulungen gehen weiter.
Eine Führung für maximal 10 Personen ist täglich außer montags ab 10 Uhr möglich. Das Projekt „Auf die leichte Tour“ ist eine Kooperation der Recklinghäuser Werkstätten, der Evangelischen Familienbildung und dem Museum Schiffshebewerk des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Hebewerk für alle
- „Führung auf die leichte Tour“ durch das Schiffshebewerk Henrichenburg
- Gruppengröße: 10 Personen (plus 3 Begleiter*innen)
- Kosten: 45,00 Euro (plus Eintritt)
- Anmeldung: buchung.schiffshebewerk@diakonie-kreis-re.de.
- https://www.recklinghaeuser-werkstaetten.de/projekte/fuehrung-lwl-schiffshebewerk
Warum das Schiff den Fahrstuhl braucht
Wenn Karsten Rybiak Gäste durch die historische Kulisse des Schiffshebewerks führt, dann nimmt er schon mal Hände und Arme zu Hilfe, um zu zeigen wie breit, wie hoch, wie lang, wie tief etwas ist. Der 45Jährige ist einer von acht Gästebegleitern, die im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop Besucherinnen und Besuchern das alte Hebewerk näherbringen. „Auf die leichte Tour“ prangt auf seinem Namensschild, denn das ist Motto dieses besonderen Führungsangebots.
„Wir erklären, wie das Hebewerk funktioniert und warum Schiffe einen Fahrstuhl brauchen“, sagt der ausgebildete Gästeführer. Dabei stehen nicht etwa Zahlen und theoretische Fakten im Vordergrund – die Museumsbegleiter erklären anschaulich und mit Beispielen zum Anfassen und Ausprobieren. Denn das Angebot „Auf die leichte Tour“ richtet sich unter anderem an Menschen mit Lernschwierigkeiten und an alle, die Wissen leicht verständlich aufbereitet haben möchten. „Zu unserer Zielgruppe gehört jeder, der das Hebewerk auf einfache und ansprechende Art und Weise erklärt haben möchte“, sagt Birgit Klemm von der Evangelischen Familienbildungsstätte der Diakonie.
Gemeinsam neue Wege
Für dieses besondere Führungsangebot ist der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) und die Diakonie im Kirchen kreis Recklinghausen gemeinsam neue Wege gegangen – vor allen Dingen mit großen Schritten in Richtung Inklusion sowie inklusiver Vermittlung. Denn die Beschäftigten der Recklinghäuser Werkstätten haben sich neben ihrer Tätigkeit zu Gästebegleitern ausbilden lassen und dafür mehrere Schulungsphasen erfolgreich absolviert. Sie kennen die Geschichten, die hinter den Exponaten im Schiffshebewerksmuseum stehen. Die Mitglieder des Teams wissen alle Daten und Fakten zu jeder Station der rund 90 minütigen Führung auswendig und gehen auch auf individuelle Fragen gerne ein. „Unsere Gästebegleiter sind richtige Experten“, sagt Museumspädagogin Anette Plümpe.
Das Dauerangebot sei ein gutes Beispiel für den Erfolg der Bildungspartnerschaften zwischen Diakonie und LWL. Das Projekt „Auf die leichte Tour“ hat 2018 den bundesweit verliehenen Inklusionspreis der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e. V. gewonnen. Die Gästeführer selbst sind mit Feuereifer dabei, wenn sie Gruppen durch die Ausstellung begleiten und draußen das imposante Hebewerk präsentieren. „Wir passen uns jeder unserer Besuch ergruppen an“, so Karsten Rybiak. Der Begeisterungsfunke springt immer schnell über. Kein Wunder also, dass bei der Führung „Auf die leichte Tour“ immer mal „Wiederholungstäter“ dabei sind.