Live bedeutet: Wir begegnen uns

Ein Besuch im Zeit:Raum an der Dortmunder Straße – wo Gemeinschaft zählt.

Manche Orte entstehen aus einer Idee. Der Zeit:Raum entstand aus einem Gefühl: Wir brauchen einen Ort, an dem Menschen sich wieder begegnen. Nicht digital, nicht beiläufig, sondern richtig. Von Mensch zu Mensch. Live eben. Seit mittlerweile drei Jahren lebt diese Idee in der Dortmunder Straße in Waltrop, mitten in der Fußgängerzone. Getragen wird sie von rund 30 Ehrenamtlichen.

Was im Zeit:Raum zählt, ist nicht der Kaffee, sondern das Gespräch; nicht das Outfit, sondern wer darin steckt. Der Second-Hand-Bereich sieht zwar aus wie eine kleine Boutique, ist aber vor allem eines: ein Grund für Austausch. Ein Ort, an dem sich Menschen begegnen. „Jeder, der zu uns kommt, kann sich einfach eine schöne Zeit machen, unabhängig vom Geldbeutel“, sagt Angelika Westhoff-Haschke, Vorsitzende von Mein Waltrop e. V. Denn alles basiert auf Spenden. Wer mag, wirft etwas ins Spendenschwein oder in die kleinen Kästchen auf den Tischen. Im Prinzip ist das Angebot des Zeit:Raums kostenlos – aber nichts ist umsonst.

Vielfältiges Angebot

Geöffnet ist von Mittwoch bis Sonntag, meist vier Stunden täglich. Donnerstags gibt’s sogar einen Mittagstisch, gekocht von den Ehrenamtlichen selbst. Das Angebot im Zeit:Raum ist vielfältig: von Spielnachmittagen über Konzerte und internationale Treffen bis hin zu Lesungen. Es gibt Stammtische, spontane Gespräche – und Menschen, die regelmäßig wiederkommen, weil sie hier jemanden gefunden haben, mit dem sie sprechen können. Und weil hier niemand allein sein muss, der es nicht möchte.

  

Die Vision ist klar: weg von der Vereinzelung, weg von Nachrichten mit blauen Häkchen – hin zu einem „Wir treffen uns einfach mal wieder“. Es geht um Nähe, um Augenhöhe, um die Art Begegnung, die früher vielleicht alltäglich war, heute aber kostbar geworden ist. Viele der Menschen, die sich heute im Zeit:Raum regelmäßig begegnen, kannten sich vorher nicht. Jetzt sind sie Freundinnen, Gesprächspartner, Mitspielerinnen beim Spieletreff oder Gastgeber für andere. Gäste können auch über ihre Bedürfnisse sprechen, die Gastaltung findet dann vonseiten des Vorstands statt. In Planung ist beispielsweise ein Fahrdienst für Menschen, die nicht mehr mobil sind. An den Adventssonntagen sollen Gäste mit dem Taxi abgeholt werden – ein Projekt, das zusammen mit einem Taxiunternehmen umgesetzt wird. Wer den Zeit:Raum betritt, muss nichts konsumieren. Aber viele nehmen etwas mit: ein gutes Gespräch, ein neues Gesicht, ein Gefühl von Zugehörigkeit. So entsteht live, was digital nie ganz gelingen kann – echte Verbindung.