Die Gartenstadt Waltrop hat sich ökologische Vielfalt und gesellschaftliches Engagement auf die Fahnen geschrieben.
Zwischen Wildbienenweide, Sandarium und Lavendelbeet summt, flattert und blüht es – nicht nur im Hochsommer ist die Gartenstadt Waltrop ein lebendiges Beispiel dafür, wie Kleingartenanlagen zur Artenvielfalt und zum gesellschaftlichen Miteinander beitragen können. Auf rund 50.000 Quadratmetern betreuen hier Pächterinnen und Pächter in 96 Parzellen ihre Gärten – mit Leidenschaft, Wissen und einem klaren Blick für ökologische Verantwortung.
Vielfalt statt Monokultur
„Keine gepflasterten Wege, keine Einheitsbeete – dafür Insektenhotels, Totholzecken und eine Fledermausweide“, beschreibt Fachberaterin Annette Welling das Konzept. Sie engagiert sich im Vorstand und bringt vor allem das öffentliche Grün in der Anlage zum Blühen. Und das im doppelten Sinne: Neben klassischen Nutzgärten setzt der Verein seit Jahren auf Projekte, die Lebensräume für bedrohte Arten schaffen – vom Hummelparadies im Lavendel über Wasserstellen für durstige Bienen bis hin zu eigens gestalteten Mondscheinbeeten für nachtaktive Insekten.
Ein besonderes Highlight ist das „Müllbeet“ – eine kleine Infowiese mit anschaulichen Schildern, die zeigen, wie lange etwa ein Zigarettenstummel in der Natur überdauert. Schulklassen und Kindergärten bleiben hier regelmäßig stehen und lernen spielerisch, warum Müll in die Tonne gehört – und nicht in den Garten.
Ein Ort für alle Generationen
Die Gartenstadt ist nicht nur ein Paradies für Pflanzen, sondern auch für Menschen. Regelmäßig finden Nachbarschaftsfeste, Kinderaktionen und gemeinsame Projekte statt. Die Wege sind barrierearm, viele Bänke laden zum Verweilen ein. „Hier gehen viele Leute spazieren, mit dem Rollator oder mit Kindern. Wir wollen, dass die Anlage offen bleibt“, erklärt Heidrun Neizel, die seit März zweite Vorsitzende ist. Im Verein herrscht ein starkes Wir-Gefühl. Das Vereinsheim wurde in Eigenleistung gebaut, neue Projekte entstehen Hand in Hand. „Wir wollen generationsübergreifend denken – und auch den Nachwuchs fördern“, betont Neizel. Imker geben Bauhauskurse, Kindergärten sind regelmäßig zu Besuch, es wird Stockbrot gebacken und mit Begeisterung durch die Gärten gestreift.
Mit Erfahrung in die Zukunft
Dass die Gartenstadt etwas richtig macht, zeigt auch der Erfolg im Anlagenwettbewerb des Bezirksverbands Castrop-Rauxel/Waltrop: Bereits mehrfach belegte die Waltroper Anlage vordere Plätze – ein Beleg für die gelebte kleingärtnerische Nutzung, aber auch für die Kreativität und das Engagement des Vereins. Im Jahr 2027 feiert die Gartenstadt ihr 50-jähriges Bestehen – Grund genug, sich nicht nur auf die Wurzeln zu besinnen, sondern auch weiterzuwachsen: ökologisch, gemeinschaftlich und mit vielen neuen Ideen für ein lebendiges, grünes Waltrop.
Herbsttipp aus der Gartenstadt: Boden schützen – nicht räumen
Im Herbst gilt: weniger ist mehr. Statt den Garten komplett „aufzuräumen“, bleibt das abgeschnittene Pflanzenmaterial einfach liegen – als natürlicher Winterschutz. Wer mag, kann zusätzlich Gründünger aussäen. Die Pflanzen lockern den Boden, schützen ihn vor Erosion und versorgen ihn mit Nährstoffen. Und für alle, die noch ernten wollen: Feldsalat lässt sich jetzt noch problemlos aussäen – im Beet oder auf dem Balkon.