Von wegen alt und verstaubt: Trotz seines stolzen Alters wirbt der Heimatverein Waltrop mit modernen Ideen für seine historischen Schätze.
Es ist Donnerstag, 10 Uhr. Jede Woche zu dieser Zeit treffen sich etwa 15 rüstige Senioren des Heimatvereins Waltrop zwischen 70 und 85 im ehemaligen Riphaushof. Sie reparieren, stellen um, bauen auf, räumen aus – je nachdem, was im schönen Heimatmuseum gerade anliegt. Eine Tür weiter sichert das mit 48 Jahren jüngste Mitglied an seinem Computer die Zukunft des Vereins: Gunnar Frey sorgt im Internet und auf Social Media für ein modernes Gesicht des Vereins – und erschließt neue, jüngere Zielgruppen: „Dass unsere Mitgliederzahl mit 400 konstant bleibt, ist dem Nachrücken jüngerer Waltroper zu verdanken“.
Das Vorstandmitglied versorgt die Follower auf Instagram und Facebook regelmäßig mit aktuellen News über die Vereinsaktivitäten: über das Ausstellungsstück des Monats, historische Ereignisse oder Persönlichkeiten, den Jahresausflug oder das Aktivkino, das alle zwei Monate spannende historische Foto- und Filmdokumentationen zeigt. „Der letzte Post über den Abend mit den ,Fritten-Königen‘ Curry Heini und Sohn Ludger Höwer ging förmlich durch die Decke“. Ein wichtiger messbarer Beweis für die Notwendigkeit der Internet-Präsenz .
Sein Vater Norbert Frey, ehemaliger Stadtdirektor, seit 35 Jahren Vereinsvorsitzender und Gründer des Museums, weiß um die Vorteile. „Wir haben mehr Zulauf, seit man eine Vereinsmitgliedschaft auf unserer Homepage online abschließen kann.“ Auch ein Museumsbesuch ist dort virtuell möglich: Per Audio-Guide werden Besucher durch die vielen geschichtsträchtigen Räume geführt mit Druckerei, Schusterei, Weberei, Gaststätte, guter Stube, Küche, Waschküche, Schulklasse. Exponate erzählen auch von Landwirtschaft und Bergbau.
Ein besonders düsteres Kapitel wird mit dem Entbindungs- und Abtreibungslager Waltrop-Holthausen von 1943 bis 1945 aufgeschlagen, dem größten im Dritten Reich. 480 verstorbene Neugeborene von Zwangsarbeiterinnen aus dem Osten sind in den Listen des Museums namentlich vermerkt.
Wir alle sind Heimat
Wer im Museum selbst während der Öffnungszeiten nicht den Audio-Guide nutzen möchte, kann sich auch von Gunnar Frey persönlich führen lassen. Er erzählt die spannende Waltroper Geschichte, die er quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat. Vater Norbert hat als Stadtchronist zwölf Bücher mit insgesamt 3600 Seiten über Waltrop geschrieben – von der ersten Besiedlung um 3000 v.Chr. bis 2023. Einige Ausgaben gingen sogar bis nach Australien und Amerika – „dem Internet sei Dank!“
Unter dem Motto „Wir alle sind Heimat“ möchten die Hüter von Waltrops Geschichte zum 90. Geburtstag gemeinsame Sache mit allen Bürgerinnen und Bürgern machen. Norbert Frey schwebt im Juni eine große Feier auf dem Parkplatz vor dem Heimatmuseum an der Riphausstraße vor – unter Beteiligung von Vereinen und der gesamten Bürgerschaft. Aus voller Überzeugung werbewirksam begleitet auf allen Kanälen – analog wie digital. Denn mit dem Heimatmuseum hat der Waltroper Heimatverein ein Juwel, das es so im Umkreis nicht gibt. „Wir müssen in die Zukunft schauen, um die Tradition bewahren zu können.“
Herr
Norbert
Frey
Riphausstraße 31
45731 Waltrop
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heimatverein-waltrop.de