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Der Absprung war gut
Fotos: Volker Beushausen; privat: Julia Kowacic; © Peter Spurrier/Intersport Images; Merijn Soeters

Der Absprung war gut

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Ramona Vauseweh

Seinen Job hat er geliebt, aber die Zeitungskrise Anfang der 2000er Jahre brachte Detlev Seyb zum Nachdenken. Inzwischen hat der ehemalige WAZ-Redakteur sein Hobby zum Beruf gemacht.

Immer dicht an der Strecke, ganz vorn beim Zieleinlauf. Sportlicher Einsatz, Erfolge, Emotionen – wenn es ums Rudern geht, hält Detlev Seyb die wesentlichen Momente für die Nachwelt fest. Der 58-jährige Waltroper ist begeisterter Ruderfotograf. Er hat schon viele Boote die Ziellinie schneiden sehen – bei Junioren- und U23-Weltmeisterschaften, Weltcups und natürlich bei den Olympischen Spielen. Im Mai 2009 ging sein Webportal für Ruderfotografie an den Start. Mehr als 500.000 Bilder von ihm stehen hier inzwischen zur Verfügung. „Zu meinen Abnehmern gehören Vereine, Verbände, Medien“, zählt er auf, „aber auch Fans, die ein Foto von einem bestimmten Ereignis haben wollen.“ In seiner Jugend war Detlef Seyb selbst als Ruderer aktiv. Schnell fiel ihm auf, dass sein Heimatklub RV Waltrop trotz guter Leistungen in der lokalen Presse nicht genügend gewürdigt wurde.

„Ich habe bereits in der Schulzeit zu Stift, Block und Kamera gegriffen und erste Artikel verfasst“, erzählt er. Zunächst berichtete er über „seinen“ Sport, schnell war er außerdem für andere Sparten unterwegs – das war sein Einstieg in den Journalismus. Freie Mitarbeit, Volontariat, Sportredakteur für das Ostvest bei der WAZ – eine klassische Laufbahn. „Ich habe meinen Job bei der Zeitung geliebt und mit Herzblut gemacht“, so Detlev Seyb, der sich selbst als „eher bodenständig“ beschreibt. Im Einsatz war er direkt vor Ort, gearbeitet hat er in einer kleinen Redaktion: „Es muss nicht immer Bundesliga sein.“

Aus Leidenschaft wird Job

Seine Freizeit nutzte Detlev Seyb bereits in jungen Jahren, um mit der Kamera große Ruderereignisse zu begleiten: „Privat war ich schon 1992 im Urlaub bei den Olympischen Spielen dabei“, sagt er. „Seit 2002 arbeite ich nebenher für den Weltruderverband.“ Im Laufe der Jahrzehnte konnte der ehemalige Textredakteur quasi nebenher ein umfangreiches Bildarchiv mit Fotos von Top-Ereignissen erstellen. Als die Pressehäuser Anfang der 2000er Jahre zunehmend unter Druck gerieten, ging das auch an seinem beruflichen Umfeld nicht spurlos vorüber. Kürzungen, Einsparungen, zunehmende Verunsicherung: „Ich habe gemerkt, dass die Zukunft in meinem Job ungewiss wird.“ Für Detlev Seyb ein Zeichen, dass er etwas ändern muss. Seine Entscheidung nach reiflichem Überlegen: „Ich machen mein Hobby zum Beruf!“

Großes Bildarchiv

Ein Online-Ruderbilder-Portal gab es in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das große Bildarchiv war eine gute Basis, und: „Die Nachfrage an professionell erstellten Fotos im Bereich Sport wächst insgesamt“, hat Detlev Seyb festgestellt. Kaum aus dem Redaktionsalltag ausgestiegen, erhielt er eine Anfrage des italienischen Ruderverbands: „Sie wollten, dass ich in der nächsten Saison für sie fotografiere.“ Für seine Arbeit ständig unterwegs zu sein, macht Detlev Seyb zusätzlich Freude: „Man lernt die Welt kennen, trifft auf andere Kulturen“, sagt er. Andererseits sei seine Branche eher klein: „Wir Ruderfotografen kennen und verstehen einander, treffen uns sozusagen alle drei Wochen auf aktuellen internationalen Events.“Mit seiner Entscheidung für einen beruflichen Neustart ist Detlev Seyb nach wie vor zufrieden: „Der Absprung war gut!“ Als Selbstständiger unterläge man zwar immer einem gewissen Druck, „aber man ist sein eigene Chef und hat Einfluss auf die Dinge – das beflügelt!“ Ein weiterer Pluspunkt ist persönlicher Natur: Seit ein paar Jahren arbeitet Detllev Seyb zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maren Derlien als Fotografenteam: „Oft sind wir als Paar unterwegs und verbringen so viel Zeit miteinander.“

INFO:
Detlev Seyb
meinruderbild.de

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