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„Der Baum brennt“
Foto: Volker Beushausen

„Der Baum brennt“

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: Jennifer von Glahn

Die VHS Waltrop bietet gemeinsam mit der VHS Essen Workshops und Kurse zum Thema Nachhaltigkeit an.

Klimawandel, Bienensterben und Mikroplastik: Probleme, aufgrund derer das „Konzept der Nachhaltigen Entwicklung“ inzwischen große Beachtung findet. Viele Menschen wollen aktiv daran mitwirken, ökologische, ökonomische und soziale Interessen in Einklang zu bringen. Die VHS Waltrop bietet gemeinsam mit der VHS Essen Workshops und Kurse zum Thema an. Andreas Guderian, stellvertretender Leiter der VHS Waltrop und Dr. Reimund Evers, Programmbereichsleiter der VHS Essen, im Gespräch.

Herr Guderian, warum ist das Thema Nachhaltigkeit aktuell so wichtig?

Andreas Guderian: „Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht erst seit einiger Zeit wichtig, sondern schon sehr lange. Schließlich sind die Ressourcen auf unserer Erde endlich. Man läuft Gefahr, leicht Scheuklappen aufzusetzen.“

Dr. Reimund Evers: „Es ist wirklich eilig. Die Menschheit hat nur noch rund acht Jahre, um das Ruder rumzureißen im Hinblick auf das 1,5 Grad-Ziel. Sonst steuern wir auf eine fatale Situation zu, die von der Wissenschaft ja nachdrücklich beschrieben wird. Wer das aufmerksam verfolgt hat, weiß genau, dass der Baum brennt.“

Viele Menschen denken ja „was kann ich schon allein gegen den Klimawandel und Co“ ausrichten…

Dr. Reimund Evers: „Das ist richtig, niemand kann den Klimawandel alleine aufhalten. Wir alle zusammen aber womöglich schon, und zwar bereits mit kleinen Dingen. Es geht nicht darum, dem einzelnen Menschen eine moralische Last auf die Schultern zu legen. Wir wollen die Vielfalt der Probleme ebenso bewusst machen wie konkrete Handlungsmöglichkeiten. Am Ende werden wir Nachhaltigkeit nur gemeinsam erschaffen: Da, wo wir stehen! So, wie wir es können!“

Was bedeutet das genau?

Dr. Reimund Evers: „Das heißt im Klartext: global denken, lokal handeln. Alle können dort etwas bewirken, wo sie konkret aktiv sind. Das können auch kleine Dinge sein, etwa in dem Betrieb, in dem wir arbeiten. Stellen wir uns vor, dass selbst im Hochsommer das Licht auf den Gängen permanent eingeschaltet bleibt oder dass im Winter die Heizung läuft zu Zeiten, in denen niemand im Raum ist. Wer das wahrnimmt, kann aktiv das Licht ausschalten bzw. die Heizung herunterregeln, wenn sie nicht benötigt werden. Das sind lebensnahe Beispiele dazu, was man im Alltag umsetzen oder mindestens anstoßen kann.“

Foto: Volker Hartmann



„Alle können dort etwas bewirken, wo sie konkret aktiv sind.“

Dr. Reimund Evers,Programmbereichsleiter VHS Essen

 


Und diese Beispiele werden in den VHS-Angeboten aufgegriffen?

Andreas Guderian: „In unseren Kursen und Workshops geben wir Tipps und Anregungen, welche Sachen sich zum Thema Nachhaltigkeit sinnvoll für jeden individuell in den Alltag integrieren lassen. Ich selbst fahre beispielweise sehr gerne und viel Fahrrad. Und weil mir das Spaß macht, ist das eine Sache, bei der es mir leichtfällt, sie umzusetzen. Radfahren ist kompatibel mit dem Ziel, das Klima zu schützen. So kann jeder einen persönlichen Zugang finden. Das muss nichts mit eingeschränkter Lebensqualität zu tun haben, das kann auch eine Bereicherung sein.“

Dr. Reimund Evers: „Richtig. Denn es geht ja nicht darum, die moralische Keule zu schwingen. Wir schreiben nicht vor, was richtig ist. Das können wir auch gar nicht. Denn Nachhaltigkeitsprobleme sind meist so komplex, sodass es oft keine eindeutig richtige Vorgehensweise gibt. Wir möchten die Menschen ermutigen, für sich selbst und gemeinsam mit anderen, Ideen für nach- haltigeres Leben und Arbeiten zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen.“

Und wie vermitteln Sie das?

Andreas Guderian: „Der Gedanke ist, dort sensibel anzusetzen und Menschen zu unterstützen, die sich dafür entscheiden wollen, etwas zu ändern. Es geht auch um das Miteinander der Menschen, die diese Bereitschaft haben müssen, den Lichtschalter auch mal auszuschalten. Wenn man sich ein paar Sachen überlegt, dann festigt sich der Zugang zum Thema Nachhaltigkeit.“

Dr. Reimund Evers: „Im Frühjahr bieten wir beispielsweise einen Online-Kurs an, der alltagstaugliche Anregungen und sehr konkret umsetzbare Handlungsbeispiele vermittelt. Das sind zunächst kleine Sachen. Etwa, wie viele verschiedene Spezialputzmittel brauche ich eigentlich wirklich? Was sich klein und niedlich anhört, ist etwas, das jeder konkret umsetzen kann. Und jeder große Wandel fängt ja klein an.“

Andreas Guderian: „Das Thema Nachhaltigkeit hat viele Aspekte, auch in Bezug auf die Angebote der Volkshochschulen. Das fängt an beim Thema Pilzesuchen und geht über Naturspaziergänge bis hin zu Dingen, die dazu beitragen, dass man mal eine andere Perspektive einnimmt.“

Das Interview führte Jennifer von Glahn.

Info
Volkshochschule Waltrop

Ziegeleistraße 14
45731 Waltrop

https://www.vhs-waltrop.de/

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